Santería auf Kuba - Kult und Ekstase
von Alix François Meier - ARTE Wunderwelten, 43 Min.
Kuba ist ein Land voller Widersprüche. 60 Jahre Kommunismus und 500 Jahre Katholizismus haben es nicht vermocht, alte afrikanische Rituale aus dem Alltag der Kubaner zu verdrängen. Der heimliche Kult der Schwarzen, die Santería, die früher nur von den Sklaven auf der Karibikinsel praktiziert wurde, wird heute auf Kuba offener denn je gelebt.
Der Santería-Kult erlebt auf Kuba derzeit eine Renaissance. Die afrokubanische Religion besitzt neben der katholischen Kirche heute die größte Anziehungskraft, nicht zuletzt weil sie Symbole und Elemente des katholischen Glaubens in ihre Mythologie aufgenommen hat. Die Santería-Anhänger glauben an einen Schöpfergott und an viele weitere Götter, die Orishas genannt werden und als seine Kinder gelten. Schätzungsweise praktizieren 70 Prozent der Inselbewohner eine der vielen Formen von Santería. Die ehemalige Kolonialstadt Trinidad ist nicht nur ein Hauptanziehungspunkt für Touristen. Dort wird auch Santería praktiziert. Israel Bravo Vega, der wichtigste Santero-Priester, und sein Tempel sind ein zentraler Treffpunkt der stetig wachsenden Gemeinde. Für seine Gemeindemitglieder ist Israel eine Art Vater und Ratgeber in allen Lebenslagen. Er hilft bei Problemen mit der Arbeit, mit der Gesundheit und auch bei Liebeskummer, oder die Menschen kommen wegen eines Rechtsstreits zu ihm. Der 30-jährige Darian steckt in einer tiefen Krise und will sein Leben ändern, dabei sucht er Rat und Halt in der Santería. Doch zuerst müssen die Orishas zustimmen, ob er aufgenommen werden kann. Erst dann darf er an der geheimen siebentägigen Initiation teilnehmen. Die 28-jährige Judith hat einen unerfüllten Kinderwunsch. Israel unterstützt sie durch eine besondere kräuterbasierte Reinigungszeremonie. Er schickt sie aber auch zum Arzt. In der Dokumentation zeigt Israel die Traditionen und Bräuche des afrokubanischen Kultes und lässt den Rhythmus von Trommeln, Yoruba-Liedern und Zeremonien spüren.